Value Proposition Canvas
Das Value Proposition Canvas (VPC) ist ein strukturiertes Vorgehen, um das Wertversprechen für die Kunden
zu
definieren und zu visualisieren. Es kann verwendet werden, um die beiden Aspekte Zielgruppe (Customer Segment)
und
Wertversprechen (Value Proposition) des Business Model Canvas zu erarbeiten. Es basiert auf der Annahme, dass
der Erfolg eines
Unternehmens davon abhängt, ob es seinen Kunden ein überzeugendes Wertversprechen bietet, das ihre
Bedürfnisse und Wünsche besser erfüllt als das der Konkurrenz. Dazu werden die beiden
Hauptblöcken, das Kundensegment und das Wertversprechen und gegenüber gestellt.
Zunächst wird das Kundenprofil erarbeitet, um zu verstehen, welche Aufgaben (Customer Jobs) die Kunden zu
erledigen
haben. Auf dessen Basis wird herausgestellt, welche welchen Hindernissen (Pains) sie beim Erledigen ihrer
Aufgaben überwinden müssen und wie sie sich eine erfolgreiche Zielerreichung (Gains) vorstellen
würde. Hier ist der Fokus noch nicht auf dem Produkt oder der Dienstleistung. Es geht darum, ein
tiefgreifendes Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden zu entwickeln,
anstatt ihnen ein Produkt oder eine Dienstleistung aufzuzwingen. Es ist ein gutes Prinzip, hier so viel
Warum-Fragen wie möglich zu stellen, um
das Verständnis zu vertiefen. Dann wird das
Nutzenversprechen erarbeitet. Zunächst wird herausgestellt, wie die Probleme gelöst (Pain
Relievers) und die Erwartungen erfüllt (Gain Creators) werden können. Auf deren Basis wird dann das
Produkt oder die Dienstleistung (Products & Services) entwickelt.
Customer Jobs
Die Frage ist, welche Herausforderungen die Kunden aus dem ausgewählten Kundensegment in ihren Job oder
alltäglichen Leben meisten, welche Aufgaben sie erledigen und welche Ziele sie verfolgen. Hier geht es
nicht darum, ein Produkt oder eine Dienstleistung zu platzieren, sondern ausschließlich der
Bedürfnisse und gewünschten Ziele zu verstehen. Diese
können beispielsweise als erweiterte User-Stories in Form von Sätzen formuliert werden:
Wer definiert den Kunden, Was definiert den Job, Wann;
definiert die Zeit, Wo den Ort und Warum den Grund.
Die Frage Wie spielt hier noch keine Rolle. Neben den rein funktionalen Aspekten
sollten hier auch soziale und emotionale Aspekte betrachtet werden. Also wie wollen die Kunden wahrgenommen
werden und wie fühlen sie sich.
Pains
Pains (Pain Points) beschreiben die Hindernisse, Probleme, Risiken und Frustrationen, die sich die Kunden bei
der
zufriedenstellenden und einfachen Erledigung ihrer Aufgaben ausgesetzt sehen und welche sie hindern, diese zu
erledigen. Diese können funktional (etwas funktioniert nicht), emotional (etwas ist nervig, lästig
oder frustrierend), sozial (es lässt einen gegenüber anderen schlecht aussehen), untergeordnet (es
ist eine unnötige Tätigkeit, die effizienter oder alternativ gelöst werden kann) sein. An
dieser Stelle geht es immer noch nicht um das Produkt oder die Dienstleistung. Die Kunden und ihre
Bedürfnisse stehen weiterhin im Vordergrund.
Gains
Gains stellen den unmittelbaren Nutzen dar, den die Kunden durch die erfolgreiche und einfache Erledigung
ihrer Aufgaben haben. Auch an dieser Stelle steht nicht das Produkt oder die Dienstleistung im Vordergrund. Es
geht vielmehr um die Befriedigung, welche die Kunden aus der erfolgreichen Erledigung einer Aufgabe ziehen.
Einige
Gains sind erwartet, benötigt oder gewollt, andere würden den Kunden positiv überraschen. Sie
beinhalten funktionalen Nutzen, sozialen Gewinn, positive Emotionen und Kosteneinsparungen.
Pain Relievers
Pain Relievers beschreiben exakt, wie die Pain Points beseitigt werden sollen. Dazu schaut man sich die Pain
Points, also
die Frustrationen und Probleme an und überlegt, wie diese durch Produkte, Produktfunktionen,
Leistungsmerkmale und Dienstleistungen beseitigt werden können. Hier besteht die Chance, Hindernisse aus
dem Weg zu räumen und eine positive Kundenerfahrung zu erzeugen. Die offensichtlichen Pain Points der
Kunden lassen darauf schließen, dass entweder keine adäquaten Lösungen am Markt verfügbar
sind oder andere Faktoren, wie z. B. Kosten oder mangelnde Bekanntheit der Wettbewerber eine
Marktdurchdringung der bestehenden Lösungen verhindern. Hier ist also
großes Potenzial für ein Alleinstellungsmerkmal und eine Erhöhung des Bekanntheitgrads. Nicht
für
jeden Pain Point wird man
einen Pain Reliever finden, oft ist das nicht oder nur schwer und mit hohem Aufwand umsetzbar.
Gain Creators
Gain Creator beschreiben, wie der Mehrwert ausgehend von den Gains, geschaffen werden soll. Sie definieren
explizit die erwarteten, gewünschten oder überraschenden Ergebnisse und Vorteile für die
Kunden, einschließlich funktionalen und sozialen Nutzens, positiver Emotionen und Kosteneinsparungen. Wie
bereits bei den Pain Relievern müssen auch hier nicht alle Gains abgedeckt sein. Oft ist das nicht
nötig oder möglich.
Products & Services
Hier werden sämtliche Produkte, Leistungsmerkmale und Dienstleistungen beschrieben, die angeboten werden
sollen. Sie sollten idealerweise die Synthese aus den Gain Creators und den Pain Relievers sein.
Klare Vorteile des Value Proposition Canvas sind:
- Bedürfnisse der Kunden werden in den Mittelpunkt der Strategieentwicklung gerückt.
- Das Wertversprechen wird klar und prägnant formuliert.
- Es hilft dabei sich von der Konkurrenz abzuheben und die Alleinstellungsmerkmale zu kommunizieren.
- Es hilft dabei neue Ideen für Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die den Bedürfnissen
der Kunden besser entsprechen.
Fehler, die man machen kann, sind beispielsweise:
- Mehrerer Kundensegmente in einem Profil zusammenführen.
- Aufgaben (Customer Jobs) und Ergebnisse zu vermischen.
- Customer Jobs, Pain Points und Gains mit dem Wertversprechen in Hinterkopf zu erarbeiten.
- Sich lediglich auf funktionale Aufgaben zu konzentrieren und die sozialen und emotionalen Aufgaben zu
vergessen.
- Pains und Gains zu vage beschreiben.